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Um das Angebot des stationären Justizvollzugs optimal darzustellen, startete das Schweizerische Kompetenzzentrum für den Justizvollzug (SKJV) mit Corporate Software ein schweizweites Data-Projekt.

«Der Freiheitsentzug ist die gesetzlich vorgesehene und angemessene Strafe», beginnt Laura von Mandach, Leiterin Fachwissen & Analyse beim SKJV, als sie den Auftrag des Justizvollzugs in der Schweiz erläutert. «Ziel ist die positive Spezialprävention: Man setzt alles daran, die Gleise neu auszurichten, sodass die Person, die aus dem Gefängnis entlassen wird, ein deliktfreies Leben führen kann. Um diesen anspruchsvollen gesetzlichen Auftrag zu erfüllen, braucht es Planungsgrundlagen, Informationen und Daten, damit die einzelne Einweisung im Endeffekt bedarfsorientiert erfolgen kann.»

Um unter anderem die verfügbaren Plätze, die Belegung und die Einweisungsgründe der kantonalen Justizvollzugseinrichtungen schweizweit zu erfassen, beauftragte das SKJV Corporate Software vor diesem Hintergrund mit dem Projekt «Monitoring Justizvollzug» (MJV).

«Die Lösung beruht hauptsächlich auf Power Apps für die Datenerfassung, Power Automate für die Automatisierungen und Power BI für Dashboard und Reporting. All das wird sicher und datenschutzkonform in den Schweizer Rechenzentren von Microsoft zur Verfügung gestellt», erklärt Sebastian Steer, Teil-Projektleiter bei Corporate Software.

Durch dieses Projekt werden die Daten von den kantonalen Justizvollzugseinrichtungen neu schweizweit auf die gleiche Art und Weise erfasst.

Daten aus 26 Kantonen partizipativ standardisiert

Der Justizvollzug in der Schweiz ist kantonal geregelt. Neben den Justizvollzugseinrichtungen kommen vollzugsexterne Institutionen hinzu, die nicht dem Justizvollzug unterstellt sind, wie psychiatrische Kliniken und forensische Wohnheime. Insgesamt sind am Projekt «MJV» aktuell 90 Justizvollzugseinrichtungen, 26 kantonale Vollzugs- und Bewährungsdienste und die jeweiligen Amtsleitungen als Datenlieferanten beteiligt.

Grafik mit Beschriftung

Abb. Kapazitäten und Belegung Januar 2022 (Quelle: SKJV-Website)

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Bisher wurden unterschiedliche Begrifflichkeiten angewendet und es existierten keine landesweiten einheitlichen Statistiken. «Das wollten wir mit dem Projekt ‹Monitoring Justizvollzug› ändern. Dazu brauchte es zuerst einmal ein gemeinsames Verständnis davon, was wir erfassen und wie wir die Daten bezeichnen», so Laura von Mandach. «Ein wichtiges Ziel des vorliegenden Projekts war daher die Entwicklung einer Methodik für die regelmässige Erfassung, Aktualisierung und Analyse eines landesweit einheitlichen Datensatzes.»

Die Herausforderungen im Projekt bestanden darin, gleichzeitig eine technische wie eine methodische Lösung zu finden. Dies führte zu einem hoch partizipativen, agilen Vorgehen bei der Erstellung der Eingabemasken für die Daten. «Wir haben die Nutzer und Erfasser der Daten von Beginn an miteinbezogen. Das SKJV hat mit allen Stakeholdern ein Basispaket an Daten definiert, die wir mit der technischen Lösung erheben und abbilden», so Sebastian Steer. «Dieses Set an Variablen haben wir fix eingehalten, wobei wir bei der Art der Erfassung sehr flexibel auf die Bedürfnisse eingegangen sind. Dies hat stark zur Akzeptanz beigetragen. Wir haben diesen Prozess ‹partizipative Standardisierung› genannt.»

Die Lösung – kosteneffizient und anpassungsfähig

Die Lizenzen waren dank dem bereits genutzten Microsoft 365 weitgehend vorhanden, ebenso konnte das Projektteam dank der modularen Power Platform auf viele bestehende Komponenten zugreifen.

«Die Low-Code-Lösung von Microsoft ermöglicht es uns, die Nutzer-Feedbacks umgehend umzusetzen und den Benutzern rasch wieder zur Verfügung zu stellen. Die Anpassungsfähigkeit und die Schnelligkeit waren der Schlüssel für den Erfolg des Projekts», führt Patrick Sommer von Corporate Software aus.

Das SKJV und alle Anspruchsgruppen können jetzt auf stabile Daten zugreifen, auf deren Basis die Amtsleitungen, die Konkordate und der Bund monatlich, quartalsweise oder jährlich Schlüsse ziehen und ihre Arbeiten koordinieren. Das gemeinsame Verständnis über die zu erfassenden Daten hilft der interkantonalen und regionalen Vergleichbarkeit und setzt das Fundament für die Validität von zeitlichen Trends und Veränderungen.

Grafik mit Text

Abb. Einweisungsgründe Januar 2022 (Quelle: SKJV-Website)

Die Nutzer der neuen Plattform erfassen und sehen nun allesamt die gleichen Daten, u.a.:

  • Verzeichnis der kantonalen Justizvollzugseinrichtungen (welche Einrichtungen sind aktuell in Betrieb);
  • Kapazitäten und Belegung der kantonalen Justizvollzugseinrichtungen;
  • Anzahl Personen, die in vollzugsexternen Institutionen, in Kliniken und forensischen Wohnheimen platziert sind;
  • die Angebotsentwicklung (z.B. Eröffnung und Schliessung von Einrichtungen, Umbauarbeiten und Erweiterungen).

Power BI im Selfservice erlaubt es den Kantonen, die Daten interaktiv in der von ihnen gewünschten Form und Sprache zu filtern und entsprechend abzubilden. Für die Beteiligten bietet die interaktive Reporting-Plattform eine Voraussetzung für die gemeinsame Anstaltsplanung und Angebotsentwicklung. Das angestrebte Ziel ist, dass für die nachgefragten Haftarten genügend Plätze in der erforderlichen Qualität zur Verfügung stehen.

Ausblick

«Die Lösung ist sowohl intern durch das SKJV als auch von Corporate Software sehr einfach weiterzuentwickeln, wenn neue Anforderungen entstehen und neue Variablen erfasst werden sollen. Dieses Projekt lebte und lebt von einem intensiven Austausch zwischen Fachwissen und IT», betont Sebastian Steer die Nachhaltigkeit der Lösung.

Die aktuelle Lösung «MJV» ist ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einer geplanten automatisierten Datenerfassung für den gesamten Justizvollzug. «Das übergeordnete Projekt Informationssystem Justizvollzug – der ‹Schnellzug› – wird kommen, allerdings erst in 2 oder 3 Jahren. Bis dahin weiterhin mit Excel-Tabellen zu arbeiten, war für uns keine Option», führt Laura von Mandach weiter aus. «Deswegen hat uns Corporate Software einen ausbaufähigen ‹Regionalzug› gebaut. Die partizipative Standardisierung und die Einsichten, die wir bis dahin gewinnen, fliessen in das grosse Projekt mit ein.»

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Sie hat bereits erste positive Reaktionen zum neuen Standard der Datenerfassung und der Visualisierung der Daten mit Power BI erhalten. Im Februar wurden alle Amtsleiterinnen und -leiter in die Datenauswertung eingeführt. Die Kennzahlen des MJV sind seit dem 28. Februar 2022 auch auf der Website des SKJV abrufbar. «Das Projekt hat uns viel gelehrt und wir fühlen uns privilegiert, dabei zu sein», zeigen sich Laura von Mandach und Sebastian Steer angetan über die persönliche Entwicklung während des Projekts. «Nicht nur wir bei Corporate Software haben einmal mehr dazugelernt, um neue Anforderungen auf agile, partizipative Weise umzusetzen. Marc Chatton, Statistiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim SKJV, ist beispielsweise neu der SKJV PowerApp Crack, der nun selbst kleine Applikationen auf der Low-Code-Plattform von Microsoft erstellt. Solche Projekte führen auch zu neuen Fähigkeiten und neuen Rollen innerhalb der Organisation», fügt Sebastian Steer an.

Laura von Mandach ist gespannt, wie sich das MJV weiterentwickelt: «Auf einen Blick bildet das Monitoring Justizvollzug die Vielfalt der Gefängnislandschaft der Schweiz ab, gleichzeitig ist die Vergleichbarkeit mit einheitlichen Kennzahlen garantiert.»

Das Schweizerische Kompetenzzentrum für den Justizvollzug SKJV ist eine Stiftung des Bundes und der Kantone.

Ein gemeinsames Vorgehen im Sinne der Qualitätsverbesserung setzt voraus, dass sich Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen auf nationaler Ebene austauschen und praktische Beispiele sowie innovative Lösungen, die sich bereits bewährt haben, vorstellen und diskutieren.

Gemäss dem Leistungsauftrag der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) verfolgt das SKJV den Zweck, die Harmonisierung der Tätigkeitsfelder im Justizvollzug auf nationaler Ebene zu fördern. In der Schweiz gibt es 90 Einrichtungen des Straf- und Massnahmenvollzugs, der Untersuchungshaft und der ausländerrechtlichen Haft für Erwachsene.

Case Study als PDF

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